Wie digitale Werkzeuge selbstbestimmtes und zeiteffizientes Lernen ermöglichen

→ Ein Artikel von Lennard Appel

Selbstwirksamkeit beim Lernen ist essenziell

Obwohl ich in meinem Unterricht Wert darauf lege, dass meine Schüler:innen auch das Lernen lernen, geschieht es doch immer wieder, dass einzelne mir berichten, dass sie es einfach nicht schaffen: Die Vokabelliste alleine der neuen Vokabeln erschlägt sie, sollen sie dazu alte wiederholen, sind sie vollständig überfordert.

Natürlich wissen sie, dass erfolgreiches Vokabeln lernen Regelmäßigkeit braucht und das Lernen am Abend vor dem Vokabeltest nicht ausreicht. Doch die Schwelle, diese Gewohnheit einzuschleifen, scheint für viele zu hoch. Es braucht also ein niedrigschwelliges Medium, das eine belohnende Art des selbstständigen Lernens ermöglicht.

Kurz: Die Schüler:innen müssen Selbstwirksamkeit bei dem Vorhaben erfahren, regelmäßig, selbstständig und erfolgreich zu lernen.

Vorhandene Geräte effektiv nutzen

Es muss ein Medium sein, mit dem die Schüler:innen keine Langeweile (Vokabelliste! Vokabelheft!) assoziieren, sondern das Gegenteil. Das Naheliegendste ist das Smartphone oder ihr Tablet.

Entgegen der Erfahrungswelt der Elterngeneration, in der wir noch ohne Smartphones und Instagram aufwuchsen, sind für Schüler:innen Analoges und Digitales keine Gegensätze.

Im Gegenteil: Für sie ist es selbstverständlich, dass Digitales ganz natürlich Bestandteil des Analogen ist und beide sich gegenseitig beeinflussen. Ihre Schule weigert sich aber hartnäckig, dem Rechnung zu tragen. Diesen Missstand nehmen meine Schüler:innen nach eigener Aussage bewusst als solchen wahr und verachten die dem zugrundeliegende konservative Haltung. Für sie ist digitales Lernen elementarer Bestandteil zeitgemäßen Lernens!

Der Schlüssel heißt Differenzierung

Nach meiner Erfahrung können wir den Wert von Differenzierung nicht hoch genug schätzen. Doch Vokabeln lernen findet in aller Regel zu Hause statt, wo die Schüler:innen auf sich allein gestellt sind oder – noch schlimmer – mit ihren Eltern zusammen lernen. Und so paradox es klingt: beides steht der Differenzierung entgegen.

In meinem Unterricht nämlich mache ich ganz konkrete Angebote: „Wer X noch nicht verstanden hat, macht zunächst Y.“ oder „Wer mit X schon fertig ist, macht Y.“ Schüler:innen werden dazu angehalten, sich und ihren Stand zu reflektieren und ihr Lernen anzupassen – unabhängig davon, ob sie die Angebote annehmen.

Zuhause jedoch ignorieren viele Schüler:innen oft die Chance, sich das Lernen so zu gestalten, wie sie es brauchen – einfach, weil sie nicht wissen, wie. Und selbst wenn sie es doch tun: Zu oft höre ich, dass Eltern aktiv verhindern, dass ihre Kinder so lernen, wie sie es brauchen, weil sie ihre Werte und Leistungsvorstellungen auf sie projizieren: „Heute noch 30 Vokabeln, das ist doch nicht zu viel verlangt. Das war für mich früher völlig normal.“

Fazit: Digitale Lösungen können in der Schule den nötigen Umbruch bewirken, selbstbestimmtes Lernen zu vereinfachen.

Während des Lernens, wie ich es mir wünsche, sollten den Schüler:innen konkrete Angebote gemacht werden, wie sie ihr Lernen ihren Bedürfnissen anpassen.

Zum Beispiel:

Lennard Appel

Lennard Appel

Lehrkraft für Latein & Englisch